Für Physiotherapeut*innen & Fachpersonal

Kinesiologisches Taping – was es ist, wie es wirkt und warum Sie es erlernen sollten

Kinesiologische Tapes – die bunten, elastischen Klebestreifen auf der Haut – sind aus der modernen Physiotherapie und Sportmedizin kaum noch wegzudenken. Doch was genau verbirgt sich dahinter? Hier erfahren Sie, was kinesiologisches Taping ist, wofür es angewendet wird, wer davon profitiert und wie Sie diese Methode lernen können. Ziel ist es, Ihnen fundiertes Hintergrundwissen zu vermitteln und das Vertrauen in diese Therapiemethode zu stärken – und Sie ganz nebenbei darauf aufmerksam zu machen, wie Sie kinesiologisches Taping selbst erlernen und in Ihrer beruflichen Praxis einsetzen können.

Therapeut bringt kinesiologisches Tape an der Schulter an

Was ist kinesiologisches Taping?

Kinesiologisches Taping (auch bekannt als Kinesio-Tape® nach dem Originalentwickler) bezeichnet eine Therapiemethode, bei der elastische, selbstklebende Baumwollstreifen auf bestimmte Körperstellen aufgeklebt werden, um Muskeln, Gelenke und Faszien zu unterstützen. Anders als starres Sporttape erlaubt das elastische Material volle Bewegungsfreiheit – das Tape bewegt sich mit, anstatt Bewegung einzuschränken.

Die bunten Tapes fallen auf, doch ihr Effekt ist sanft:
Sie können helfen, muskuläre Verspannungen zu lösen und die körpereigene Heilung zu fördern. Durch die spezielle Anlagetechnik heben sie minimal die Haut an, verbessern so Mikrozirkulation und Lymphfluss und können Schmerzrezeptoren entlasten. Viele Anwender berichten von Schmerzlinderung und einem stabilisierten Körpergefühl durch die Tapes. Eigenschaften und Wirkungsweise kinesiologischer Tapes: Die besonderen Materialeigenschaften machen den therapeutischen Effekt möglich:

  • Elastisch und dehnbar: Kinesio-Tapes sind etwa bis 130–140% ihrer Länge dehnbar. Je nach Anwendung werden sie auf die vorgedehnete Muskulatur oder mit Zug aufgeklebt. Dabei erzeugen sie beim Zurückziehen eine stimulierende „Massage“ der Haut und darunterliegenden Strukturen.
  • Atmungsaktiv und hautfreundlich: Die Tapes bestehen meist aus Baumwolle, sind latexfrei und mit einem acrylbasierten Kleber beschichtet. Sie verursachen in der Regel keine Hautreizungen und lassen sich mehrere Tage bis zu einer Woche tragen, ohne dass die Haut darunter leidet.
  • Aktivieren den Lymphfluss: Durch das Anheben der Hautschicht fördern die Tapes die Durchblutung und den Abtransport von Lymphflüssigkeit. Schwellungen können so schneller abklingen, was insbesondere nach Verletzungen oder bei Ödemen (z.B. Lymph-Taping) genutzt wird.
  • Unterstützen Muskeln und Gelenke: Je nach Anlagetechnik kann ein Tape entweder entspannend auf einen überlasteten Muskel wirken oder einen geschwächten Muskel in seiner Funktion stimulieren. Gelenke können unterschiedlich stabilisiert werden – ohne an Beweglichkeit einzubüßen bis hin zur Ruhestellung, was eine Alternative zu Gips oder Schiene bedeuten kann.
  • Schmerzlindernder Effekt: Korrekt angelegt, reduzieren Tapes häufig das Schmerzempfinden. Dies wird dadurch erklärt, dass der dauerhafte Reiz auf Haut und Faszien die Schmerzrezeptoren beeinflusst und positive neurologische Rückmeldungen (Propriozeption) fördert. Viele Therapeutinnen und Patientinnen schätzen die Tapes als nebenwirkungsarme Ergänzung zur herkömmlichen Therapie.

Abgrenzung zu starrem Sporttape

Starres Tape limitiert Bewegung, z. B. zur Stabilisation akuter Verletzungen. Kinesiologisches Tape folgt der Bewegung und wirkt stimulierend – ideal in Prävention, Rehabilitation und im Praxisalltag.

Elastisches Kinesiologie-Tape im Vergleich zu starrem Sporttape
  • Bewegungsfreiheit:
    unterstützt ohne Immobilisation – Patient bleibt aktiv
  • Längere Tragedauer:
    mehrere Tage tragbar, auch beim Duschen & Sport
  • Fördert Heilung:
    verbessert Mikrozirkulation und Lymphabfluss
  • Schmerzregulation:
    stimuliert Rezeptoren, kann Schmerzen reduzieren
  • Komfort:
    elastisches, atmungsaktives Material – angenehmer zu tragen
  • Breiter Einsatz:
    nicht nur Verletzungen, sondern auch Prävention & Training
Tape-Anlage als Ursprung der Methode nach Dr. Kenzo Kase

Weiterführende Informationen zu Dr. Kenzo Kase

Herkunft & Wirksamkeit: Wer hat das Taping erfunden & wirkt es wirklich?

Kinesiologisches Taping mag heute allgegenwärtig sein, doch seinen Ursprung hat es in den 1970er-Jahren. Dr. Kenzo Kase, ein japanischer Chiropraktiker, gilt als Erfinder des Kinesio-Tapes®. Er suchte nach einer Methode, um seinen Patient*innen – insbesondere älteren Menschen mit Gelenkschmerzen – zwischen den Behandlungen anhaltende Linderung zu verschaffen. Damals verfügbares Tape war unelastisch und steif, also entwickelte Dr. Kase ein elastisches Tape, das sich an die Körperbewegungen anpasst und kontinuierlich stimulierend wirken kann.

1979 brachte er schließlich das erste Kinesio-Tape auf den Markt. Die Methode verbreitete sich zunächst in Japan und den USA, fand aber besonders nach den Olympischen Spielen 2008 und 2012 weltweit Beachtung – viele Athletinnen traten mit auffälligen Tapes vor großem Publikum auf, was einen Popularitätsschub auslöste. Inzwischen ist das kinesiologische Taping im "Breitensport" ebenso angekommen wie in der Therapie: Eine echte Erfolgsgeschichte einer ursprünglich unkonventionellen Idee.


Obwohl die Popularität hoch ist, war die wissenschaftliche Evidenz lange Zeit uneinheitlich. Seit 2020 sind jedoch zahlreiche neue Studien erschienen, die positive Wirkungen des kinesiologischen Tapings in unterschiedlichen Anwendungsbereichen nachweisen.

Insgesamt bestätigen neuere hochwertige Meta-Analysen und RCTs, dass Kinesio-Tape kurzfristig Schmerzen lindern kann (z.B. bei Nacken-, Rücken-, Knie- und Armschmerzen), die Muskelfunktion verbessern kann (z.B. Kraft und Regeneration nach sportlicher Belastung, Stabilität bei Instabilitäten) und bei Schwellungen/Ödemen einen entwässernden Effekt haben kann.

Auch auf die Körperhaltung wirkt sich Tape bei entsprechender Anwendung günstig aus. Wichtig zu betonen ist, dass die meisten dieser Effekte moderat und temporär sind – KT ersetzt keine kausale Therapie, kann diese aber sinnvoll ergänzen.

Die Vorteile von Kinesio-Taping liegen in der einfachen Applikation, dem geringen Risiko und den niedrigen Kosten. Angesichts der positiven Ergebnisse wird KT mittlerweile als wirkungsvoller, nebenwirkungsarmer Zusatz in Physiotherapie und Sportmedizin angesehen. Link zu den Studien

Wo wird kinesiologisches Taping eingesetzt?

Was zunächst im Spitzensport populär wurde, hat längst Einzug in viele medizinische Bereiche gefunden. Kinesiologische Tapes kommen überall dort zum Einsatz, wo Schmerzen gelindert, die Muskelfunktion verbessert oder die Heilung unterstützt werden soll. Typische Anwendungsbereiche sind unter anderem:

Kinesiologisches Taping in der Physiotherapie

Physiotherapie & Orthopädie

Behandlung von muskulären Dysbalancen, Verspannungen im Nacken- und Rückenbereich, Haltungskorrektur, Unterstützung von Gelenken (z.B. Knie, Sprunggelenk) bei Arthrose oder Instabilitäten.

Taping in der Sportmedizin

Sportmedizin & Rehabilitation

Betreuung von Sportlerinnen bei Verletzungen (Muskelzerrungen, Bänderdehnung, Tennisarm etc.) und in der postoperativen Rehabilitation. Tapes stabilisieren hier verletzte Strukturen, ohne die Beweglichkeit einzuschränken – ideal in der Nachbehandlung von Sportverletzungen*.

Lymphtaping zur Unterstützung des Lymphabflusses

Schmerztherapie & Prävention

Anwendung bei chronischen Beschwerden wie Rückenschmerzen, Spannungskopfschmerz oder Migräne, um muskuläre Triggerpunkte zu entlasten. Auch vorbeugend im Arbeitsalltag (etwa zur Entlastung der Lendenwirbelsäule bei körperlich schweren Berufen) setzen manche Therapeut*innen Tapes ein.

Lymphtaping-Anlage zur Unterstützung des Lymphabflusses

Lymphtaping

Fächer- und Ankertechniken können den Lymphabfluss und die Mikrozirkulation unterstützen – ergänzend zu manueller Lymphdrainage und aktiver Therapie. Besonders nach Operationen kann Taping dabei helfen, Schwellungen zu reduzieren und die Heilung zu begleiten. Auch im onkologischen Bereich, z. B. beim Mammakarzinom, wird es begleitend eingesetzt, um den Lymphabfluss zu fördern und das Gewebe zu entlasten. Das Taping ersetzt keine Therapie, kann aber eine wertvolle unterstützende Maßnahme sein.

Kinesiologisches Tape im Nackenbereich zur Unterstützung bei Kopfschmerzen und Migräne

Kopfschmerzen & Migräne

Kinesiologisches Taping kann ergänzend bei Spannungskopfschmerzen und Migräne eingesetzt werden. Durch Anlagen im Nacken-, Rücken & Schulterbereich lassen sich muskuläre Verspannungen reduzieren und die Schmerzwahrnehmung positiv beeinflussen. Es ersetzt keine Therapie, kann aber Beschwerden spürbar lindern und die Einnahmen von Medikamenten reduzieren, teilweise verzichtbar machen.

Kinesiologisches Taping bei allergiebedingten Beschwerden

Allergie (begleitend)

Über gezielte Hautreize kann kinesiologisches Tape das vegetative Nervensystem beruhigen – und so Allergiebeschwerden oder soagr Schwangerschaftsübelkeit meist schon nach wenigen Stunden spürbar mindern. Die gilt für Heuschnupfen, Kontaktallergien, Ausschläge oder Nahrungsmittelunverträglichkeiten. Besonders geeignet für empfindliche Menschen.

Neben der klassischen Physiotherapie hat kinesiologisches Taping auch Einzug in die Naturheilkunde und ganzheitliche Therapie gehalten. Heilpraktiker*innen und auf alternative Methoden spezialisierte Mediziner integrieren das Tapen in ihre Konzepte, um beispielsweise über Hautreizungen die Meridiane der chinesischen Medizin zu beeinflussen oder die körpereigenen Selbstheilungskräfte anzuregen.

Die Anwendungsmöglichkeiten sind dabei äußerst vielfältig: Therapeut*innen weltweit nutzen das Tape bei Beschwerden wie Verspannungen, Migräne oder Sportverletzungen. Wichtig bleibt jedoch: Kinesiologisches Taping ersetzt keine medizinische Behandlung, kann aber als ergänzende Maßnahme die klassischen Therapien wirkungsvoll unterstützen.

Wer kann es anwenden – und kann es jeder lernen?

Die Grundtechniken sind erlernbar. Dafür gibt es zum Beispiel auf YouTube zahlreiche Kanäle die guten Content anbieten. Für eine therapeutisch fundierte Anwendung ist erlerntes Wissen zu Anatomie, Pathologie und Indikationen entscheidend – daher richtet sich die Methode besonders an Fachpersonal: Physiotherapeut*innen, Ärzt*innen, Ergo-/Logo-Therapeut*innen, Trainer*innen, Podolog*innen.

Richtig angewendet entfaltet das Tape seine Wirkung besser – viele machen es bereits, aber häufig falsch. Eine strukturierte Fortbildung schafft Sicherheit.

Kinesiologisches Taping lernen: Online oder in Präsenz?

Online bietet Flexibilität, Wiederholbarkeit und ortsunabhängiges Lernen – ideal für Berufstätige. Präsenz liefert direktes Feedback, Korrektur der Handgriffe und Networking. Viele kombinieren beides: Theorie online, Feinschliff im Workshop.

Online-Seminare und Präsenzworkshop im Vergleich

Mehrwert für Therapeut*innen in der Praxis

  • Weiterentwicklung: Moderne Methode, die Kompetenz sichtbar macht
  • Patientennachfrage: Taping wird aktiv gewünscht – biete es professionell an
  • Wirtschaftlich: Als IGeL-/Privatleistung zusätzliche Erlöse erzielen
  • Qualität statt Zufall: Fehler vermeiden; viele tapen, aber oft falsch
  • Wirkt über die Sitzung hinaus: ergänzt manuelle Therapie, Krankengymnastik und Training nachhaltig

Wenn Sie tiefer einsteigen möchten: Praxisnahe Online-Kurse von Olaf Kandt führen vom Einstieg bis zur sicheren Anwendung – fundiert und alltagsnah.

Kurzfazit

  • Mehr Handlungsspielraum
  • Zufriedenere Patient*innen
  • Wirtschaftlicher Mehrwert.
  • Kinesiologisches Taping verschafft Ihrer Praxis einen spürbaren Vorteil.

Taping lernen mit Olaf Kandt – vom Basiskurs bis zur Masterclass

Strukturiert lernen – Schritt für Schritt. Wählen Sie einzelne Module oder die Masterclass als Komplettpaket mit Abschlussbescheinigung zur/zum Tape-Therapeut*in.

FAQ – Häufige Fragen zum kinesiologischen Taping

Wie lange kann ich ein kinesiologisches Tape tragen?

Kinesiologisches Tape wird in der Regel 3–7 Tage getragen und ist wasserresistent, sodass Duschen und sportliche Aktivität möglich sind. Danach lässt die Klebekraft nach und die Haut sollte geschont werden; ein rechtzeitiges Erneuern erhält die Wirkung.

Wer darf kinesiologisches Taping anwenden?

Grundsätzlich kann jede Person Tapes anlegen, fachlich korrekt erfolgt die Anwendung jedoch durch medizinisches Fachpersonal wie Physiotherapeut*innen und Ärzt*innen. Anatomie- und Indikationswissen erhöhen die Wirksamkeit und reduzieren Anwendungsfehler.

Kann man kinesiologisches Taping online lernen?

Ja, strukturierte Online-Kurse vermitteln Technik, Indikationen und typische Fehlerbilder Schritt für Schritt. Videos, Checklisten und Wiederholungen ermöglichen praxisnahes Lernen – ideal ergänzbar durch Präsenz-Workshops für den Feinschliff. Eine gute Anlaufstelle hierfür die Webseite www.olaf-kandt.de – Olaf Kandt ist ein Taping-Trainer der seit 1992 international tätig ist.

Übernimmt die Krankenkasse die Kosten für Taping?

In der Regel gilt kinesiologisches Taping als IGeL-/Privatleistung und wird nicht von gesetzlichen Kassen erstattet. Einige private Versicherungen oder Zusatzversicherungen können Kosten anteilig übernehmen – bitte individuell prüfen.

Hilft kinesiologisches Taping wirklich?

In der Praxis berichten viele Patient*innen von Schmerzlinderung, besserer Beweglichkeit und einem stabileren Körpergefühl. Taping wirkt als ergänzende Maßnahme zur Therapie (z. B. Manuelle Therapie, Krankengymnastik, Training) und kann die Regeneration unterstützen.

Welche Beschwerden eignen sich für kinesiologisches Taping?

Typische Einsatzgebiete sind Rücken- und Nackenschmerzen, muskuläre Dysbalancen, Gelenkbeschwerden (Knie, Schulter, Sprunggelenk), Sportverletzungen sowie Lymph- und Schwellungsproblematiken. Auch bei Kopfschmerz/Migräne wird Taping ergänzend genutzt.

Kann man kinesiologische Tapes bei Kindern anwenden?

Ja, unter fachkundiger Anleitung und nach Prüfung der Indikation ist Taping auch bei Kindern möglich. Achte auf hautfreundliches Material, kurze Tragedauer und eine kindgerechte Aufklärung der Eltern.

Aus welchen Materialien bestehen kinesiologische Tapes?

Kinesiologische Tapes bestehen überwiegend aus Baumwolle mit Elasthan und einem hautfreundlichen, latexfreien Acrylkleber. Sie sind atmungsaktiv, dehnbar und für eine mehrtägige Tragedauer konzipiert.

Kann ich kinesiologisches Taping selbst anlegen?

Einfache Anlagen sind möglich, jedoch führt professionelle Schulung zu sichereren Ergebnissen und weniger Fehlern. Für therapeutisch wirksame Anwendungen sind Kenntnisse zu Spannung, Zugrichtung und Kontraindikationen essenziell.